Wie ein Mangel an Haltung, Einsatz und Führungskraft zur inneren Erosion führt – und was jetzt helfen kann.
Kompetenz ist in der Politik kein Modewort, sondern die Grundlage von Vertrauen. Doch gerade dieses Fundament scheint zu bröckeln. Immer häufiger entsteht der Eindruck, dass Verantwortung nicht mehr an Fähigkeit, sondern an Verfügbarkeit gekoppelt wird. Posten werden verteilt, ohne dass klar ist, was sie leisten sollen – und Verantwortung wird übernommen, ohne dass sie getragen wird.
Der Mangel an Kompetenz beginnt selten bei Einzelnen, sondern in Strukturen, die Leistung durch Loyalität ersetzen. Wer Positionen besetzt, um parteipolitische Balance zu sichern, statt Aufgaben zu lösen, produziert Verwaltung, aber keine Führung. In vielen Bereichen sind die besten Köpfe längst dorthin abgewandert, wo sie gestalten dürfen, statt erklären zu müssen. Politik verliert so nicht nur an Ansehen, sondern an Substanz.
Dabei ist Kompetenz kein abstrakter Anspruch. Sie zeigt sich im Handeln: in Sachkenntnis, Urteilskraft, in der Fähigkeit, zwischen wichtig und dringend zu unterscheiden. Eine kompetente Politik weiß, was sie nicht weiß – und sucht Rat, bevor sie entscheidet. Sie erkennt Grenzen, statt sie rhetorisch zu verschieben. Wo diese Haltung fehlt, entstehen Entscheidungen, die mehr Symbol als Lösung sind.
Fachkräftemangel ist längst nicht nur ein Problem der Wirtschaft, sondern der Politik selbst. Der Preis für Ämter ohne Anspruch ist hoch: Stillstand, Vertrauensverlust, Demotivation – nicht nur bei Wählern, sondern auch in Verwaltungen, die Führung erwarten. Eine Politik, die Kompetenz durch Rhetorik ersetzt, verliert ihren inneren Kompass.
Was es braucht, ist eine Rückkehr zum Prinzip Verantwortung. Kompetenz wächst nicht aus Macht, sondern aus Maß: aus Wissen, Erfahrung und der Bereitschaft, sich selbst zu prüfen. Sie verlangt Unabhängigkeit im Denken und den Mut, Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem gefallen. In einer Zeit, in der Politik sich gern als Moralinstanz inszeniert, wäre das vielleicht die größte Form von Glaubwürdigkeit: wieder kompetent zu sein, bevor man sich für unersetzlich hält.

